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Category Archives: Poesie

Auf eine Christrose – Eduard Mörike

Im Winterboden schläft ein Blumenkeim,

der Schmetterling, der einst um Busch und  Hügel

In Frühlingsnächten wiegt den sanften Flügel;

nie soll er kosten deinen Honigseim.

 

Wer aber weiß, ob nicht sein zarter Geist,

wenn jede Zier des Sommers hingesunken,

dereinst von deinem leisen Dufte trunken,

mir unsichtbar, dich Blühende umkreist?

Eduard Mörike

Das Christrosenwunder – E.E.

Als der Engel
den einsamen Hirtenjungen rief,
das Wunder von Bethlehem zu schauen,
folgt er mit freudigem Bangen
dem leuchtenden Stern,
der weit über ihm
die Finsternis durchbricht.

Geht unterm großen Schein
geht in schmerzlicher Armut,
das göttliche Kind zu schauen,
weint ob seiner Not.
Da erblühen aus seinen Tränen
schimmernde Rosen.
Getröstet neigt er sich
zu der schneeigen Pracht,
bricht die Reinen voll Seligkeit
und geht in der Weihnacht
dem lächelnden Kind entgegen.

CHRISTROSE

Immer wieder Licht sein
In der Dunkelheit
Immer wieder blühen
Wenn alles verwelkt ist
Immer wieder hoffen
Wenn vieles endet

Immer wieder
Leben
Wie sie

 

Verfasser unbekannt

Die Weihnachtsrosen – aus Frankreich

Zwischen Ochs und Esel gebettet lag das Jesuskind im Stall auf elendem Heu. Maria im blauen Kleid wachte bei der Krippe und verträumte sich in ihr Glück. Joseph hatte die rauen braunen Hände gefaltet und betete mit murmelnden Lippen. Der Ochs brüllte: „Muh, muh, welch großer Tag!“, und der Esel rief: „Wie schön ist das Kind, j-jah!“
Die Nacht kam und es stürmte draußen und schneite und fror. Ein Flockenschleier hing manchmal vor dem großen Stern, der tief am Himmel stand. Aber sein Leuchten war so gewaltig, dass er alles mit Helle überflutete und den Stall und sein heiliges Geheimnis in lichtes Glänzen tauchte. Es waren aus dem fernen Morgenland die drei Heiligen Könige gefahren, geritten, gezogen, gekommen. In kostbarstes Brokatgewand, in schwere Samte gehüllt, angetan mit dem Schmuck der köstlichsten Edelsteine, umknieten sie das Kind, das mit großen offenen Augen und gebreiteten Ärmchen in der Krippe lag, und brachten ihm Gold, um in ihm den König aller Könige zu ehren, und schenkten Weihrauch, der in wundersamen Gerüchen aufschwelte, um Gott in ihm zu erkennen, und sie legten allesheilende Myrrhen nieder an der Wiege für den Heiland und Menschensohn.
Und es waren aus ihren Pferchen die Hirten vom Felde gekommen und opferten ein Lämmlein und ein Zicklein, schenkten eine Taube und ein Kuhhorn, aus dem man trinken konnte, und einer brachte eine Hirtenflöte, und Ysambert, der Alte, hatte einen richtigen Holzkalender gefertigt, der die Tage und Monate anzeigte. Eine Kinderklapper zog Aloris aus seiner Hirtentasche, die hatte er selbst geschnitzt und sie machte klipp-klapp und das Jesuskind lachte und griff nach der lustigen Klapper. Hinter den großen Hirten stand in scheuer Furcht ein kleines Hirtenmädchen in zerschlissenem Fähnchen. Es hob sich in neugieriger Andacht auf die Zehenspitzen, damit seine blauen Augen auch etwas sähen. Aber die breiten Schultern der Männer deckten schier alles zu, und so musste es zwischen den Hirtenbeinen durchgucken. Was es da sah, war ein gar großes Erleben für das Kind, und als es das herzgoldige Kind in der Krippe erblickte, da hätte das Mädchen das Wiegenkind am liebsten an sich gedrückt und es geherzt und auf den Armen geschaukelt und ihm die allerschönsten Geschenke gebracht. Aber es hatte ja nichts zu geben, ein Kirchenmäuslein hätte eher etwas zu verschenken gehabt als dies bettelärmste Kind. Seine vom Kartoffelhacken und Reisigsuchen abgearbeiteten Hände waren leer, ganz leer. Da kamen ihm über seine Armut die bitteren Tränen.
Hoch von seinem Wolkenthron herab sah der Engel Gabriel das Mädchen in seinem Leid und er stieg vom Himmel nieder, kam unbemerkt herein in die armselige Hütte und erfragte des Kindes Kummer: „Ach, ich möchte gleich den anderen dem Kindlein in der Wiege ein Geschenk bringen und habe nichts.“ „Was möchtest du ihm denn schenken?“ fragte die milde Engelsstimme. „Die Hirten und die Könige haben dem Jesuskind ja schon alles gebracht, was man sich nur ausdenken kann.“ „Haben sie denn wirklich nichts vergessen?“ forschte der Engel weiter, „denk einmal nach!“
Das Hirtenmädchen hatte nicht lang zu überlegen: „Ja, wenn ich ihm Rosen bringen könnte, weiße oder rote Rosen! Das Kind hat ja nicht ein einziges Blümchen bekommen und es ist doch heut sein erster Geburtstag. Aber es ist ja tiefer Winter und der Frühling mit seinen Blumen ist noch so weit.“
Da nahm der Engel das Mädchen bei der Hand. Sie gingen hinaus aufs verschneite Feld, und es war lichte Helle um sie her. Der Engel schlug mit seinem Stab auf die Erde, und da geschah das liebliche Wunder: Es sprossen überall kleine Blumen hervor, köstliche wilde Rosen. Aus silberweißen Kelchen, deren Blätter zarter waren als feinster Alabaster, leuchteten die Honigblätter als goldenes Kreuz wie ein Abbild des strahlenden Himmelszeichens, das überm weißen Schneefeld stand. In seiner Schürze sammelte das arme Hirtenkind die Christrosen und lief hinein in den Stall und schüttete seinen Blumensegen aus über die Krippe und das Kind, dass es ganz in Blüten gebettet war. Und es durfte auch, wie es sich so sehnlich gewünscht hatte, das Christkindlein in seinen Armen wiegen und herzen und das göttliche Kind drückte seine Lippen auf einige der Blüten, die rosafarben aufschimmerten wie die küssenden Lippen. Und seither hat Weihnachten seine festlichen Rosen, die weißen und rosaroten Christrosen.

Die Christrose – Renate Römhild

In einer klaren Winternacht
ist eine Blume aufgewacht.
Sie fröstelt in der kalten Luft,
doch plötzlich riecht sie Rosenduft
und weiss, warum sie heut erwacht:
es ist die stille HEILGE NACHT!

Da bricht aus einer Wurzel zart
ein Röslein ganz besondrer Art.
Das JESUSKIND im Sternenschein,
so hilflos, rosig und so klein.
Christrose neigt das Haupt ganz tief
voll Demut, denn ein Engel rief:
CHRISTROSE wollen wir dich nennen
und alle sollen dich erkennen.
Du bist Symbol für diese Nacht,
die uns das Heil der Welt gebracht.

Wenn über Wege tief beschneit – H. Lingg

Wenn über Wege tief beschneit
der Schlitten lustig rennt,
im Spätjahr
in der Dämmerzeit
die Wochen im Advent,
wenn aus dem Schnee
das junge Reh
sich Kräuter sucht
und Moose
blüht unverdorrt
im Frost noch fort
die weiße
Weihnachtsrose.

Wann fängt Weihnachten an? – Hermann-Josef Frisch

Wenn mitten im Winter
eine Rose aufblüht
der Schmetterling leuchtend bunt
durch den Garten zieht
die Nachtigall
ein Lied der Hoffnung singt
und zwischen Menschen
Freude und Glück erklingt
dann fängt Weihnachten an.

Wenn mitten im Streit
Versöhnung beginnt
es selbst zwischen Feinden
wieder richtig stimmt
der Reicht
mit dem Hungrigen teilt
und der Lahme
zum Regenbogen eilt
dann fängt Weihnachten an.

Wenn mitten im Leid
die Not gewendet
das Dunkel des Todes
durch Licht beendet
ein Kind
wichtiger als alles ist
und du
ganz du selber bist
dann fängt Weihnachten an.

Und wieder ist Advent – Eva-Maria Leiber

Und wieder ist Advent
und Lichter wachsen
und Lieder blühen auf
und auch die Rose
wird bald erblühen

das Heil ist nahe
heißt es noch immer

ein Stern fällt vom Himmel
auch dir in den Schoß
und leuchtet auf
im Dunkel der Tage
und des Nachts
hüllt er dein Haus
in einen Mantel aus Licht
und Gesang

Advent ist wieder
die Rose blüht bald
und ich komme
zu dir

Rose hat es doch probiert – Thomas Knodel

Weiße Rose in der Nacht
Hat sich wieder aufgemacht.
Bricht der dunklen Erde aus
grüßt im kalten Winterhaus.
Christrose
blüht und grüßt vom Leben.

Schnee liegt weich und hart gefriert
Rose hat es doch probiert:
Jahr für Jahr gelingt es neu
kommt und bleibt sich selber treu!
Christrose
blüht und grüßt vom Leben.

 

Zeigt in dieser dunklen Zeit
Unsres Schöpfers Freundlichkeit
Und in tiefer, stiller Nacht
Ist ein Zeichen uns erwacht.

 

Leben ist von Hoffnung prall
Weiße Rose, Widerhall.
Kündet dir und kündet mir
von der Hoffnung heut und hier.
Christrose
blüht und grüßt vom Leben.