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Daily Archives: 23. August 2017

Rose – Christrose – Dieter A. Oesch

der parfümierte werbende blick
anziehende signale für trübe augen
barocke blütenblätter
entfalten sich auf sommerlicher bühne
glänzend von steifer aristokratie
aber mit dornen, dornen, dornen.
dagegen das unauffällige
andeuten des kommenden – trotz schnee
des frühjahrs wärmende sonne
ohne erstarrung und kälte
die blüte als dank tragend – fünf bleiche blätter
wie mehrfachgefaltete tücher – finger
freundlich geöffnet.
auf die hoffnung gerichtet – deshalb
die zeit ertragend
bis die dornen der rose abfallen
im frühjahr der menschheit.

Die Christrose

Wenn uns die Frühlingszeit
berauscht mit Düften
keimender Lebensfreud
in wärmendem Lichte
uns schmücket Baum und Strauch,
zugleich das Erdreich auch
mit Blumen und Früchten.

Auch später, wenn Überfluß
schimmert durch Zäune,
mit farbigem Sommergruß
läd ein zum Träumen,
und wenn die Dahlienpracht
neben den Stauden lacht
und herbstbunten Bäumen,

stünde die Christrose fremd
bedeckt von Winden
und wäre im weißen Hemd
nur schwer zu finden,
auch die Blätter am Holz
ihrer Schwester stolz
hießen sie verschwinden.

Doch in der Ruhezeit,
wenn schläft alle Pracht,
strahlt auf Inseln im Eis
in der Winternacht
ihr helles Gesicht,
das im Dämmerlich
zum Leben erwacht.

 

Verfasser unbekannt

Sternenhimmel – Agnes franz.

Wie Sternenhimmel strahlt ihr Glanz
Tief im smaragdnen Blätterkranz.
Und wer sie sieht und wer sie bricht,
Drückt froh die Hände sich und spricht:
Gottlob! Die Zeit gekommen ist,
Wo Erd’ und Himmel Frieden schließt!
Die Sonne scheint versöhnt herab,
Der Tag nimmt zu, die Nacht nimmt ab,
Christröslein blüht, der lichte Stern!
Gelobet sei das Fest des Herrn.

D’Christros. (schwäbisch) – Helga Roller

Wie hab’e me gfreut
als e de entdeckt,
hab me nondergneigt,
denn du warsch verdreckt.

Sei net betrübt,
dass d’Sonne scho so fern
ond alle Blume verblüht,
grad drom hend mir di gern.

Was glaubsch au, was z’sagen hätt
dei Roseschwester am Holz,
wenn mr dich sommers seh tät,
wo di doch isch so stolz.

Ond überall, du liebe Zeit,
wuchre jo no au Wenda,
dass mr dich em schlichte Kleid
dazwische tät net fenda.

Jetzt abber, wenn dr Froscht bald kracht,
ond s’isch so kahl ond trüb,
leuchtesch du wie a Kerz bei Nacht
ond wärmsch onser Gemüt.

Auf eine Christblume – Eduard Mörike

Tochter des Waldes, du Lilienverwandte,
so lang von mir gesucht, unbekannte,
im fremden Kirchhof, öd und winterlich,
zum erstenmal, o schöne, find ich Dich!

Von welcher Hand gepflegt du hier erblühtest,
ich weiß es nicht, noch wessen Grab du hütest,
ist es ein Jüngling, so geschah ihm Heil,
ist es eine Jungfrau, lieblich fiel ihr Teil.

Schön bist du, Kind des Mondes, nicht der Sonne,
die wäre tödlich – andrer Blume Wonne,
dich nährt, den keuschen Leib voll Reif und Duft,
himmlischer Kälte balsamsüßer Luft.

In deines Busens goldner Fülle gründet
ein Wohlgeruch, der sich nur kaum verkündet,
so duftete, berührt von Engelshand,
der benedeiten Mutter Brautgewand.

Dich würden, mahnend an das heilge Leiden,
fünf Purpurtropfen schön und einzig kleiden,
doch kindlich zierst du um die Weihnachtszeit,
lichtgrün mit einem Hauch dein weißes Kleid.

Der Elfe, der in mitternächtger Stunde
zum Tanze geht im lichterhellen Grunde,
vor deiner mystischen Glorie steht er scheu,
neugierig still von fern und huscht vorbei.

Im Winterboden schläft ein Blumenkeim,
der Schmetterling, der einst um Busch und Hügel
in Frühlingsnächten wiegt den samtnen Flügel;
nie soll er kosen deinen Honigseim.

Wer aber weiß, ob nicht sein zarter Geist,
wenn jede Zier des Sommers hingesunken,
dereinst von deinem leisen Dufte trunken,
mir unsichtbar, die blühende umkreist?